Mittwoch, 12. Oktober 2016

Klassiker vs. Remake: RoboCop

Hallo ihr Lieben!

Willkommen zum ersten von hoffentlich vielen "Klassiker vs. Remake" Blogbeiträgen!

Bevor es "zur Sache geht" erst eine kleine Einleitung oder Erklärung hierzu:
Es kommt immer wieder vor, dass Filme neu aufgelegt, neu gefilmt werden. Bei manchen Adaptionen (Romeo & Juliet, Hamlet, Stolz und Vorurteil, ...) passiert das gefühlt alle 5 Jahre (überspitzt gesprochen, wirklich recherchiert habe ich das nicht). Oftmals hört man dann so Sätze wie "das Original ist aber besser!" oder "die [Produzenten, Studios, ...] wollen doch nur Geld machen" und so weiter...

Einen wirklich objektiven Vergleich kann und will ich auch nicht bringen. Ich werde aber versuchen meine Meinung - wie immer - zu belegen, euch zu zeigen wieso ich das so sehe, wie ich es sehe. Dazu gebe ich euch die Wertungen von IMDB *klick* und Rottentomatoes *klick* für einen Überblick. Warum diese beiden Wertungen? Nun ja - IMDB-Wertungen erfolgen durch die Nutzer der Seite. Ich habe keine Zahlen vorliegen, aber ich schätze, dass es echte Zuschauer sind die da Bewerten (wie ich, zum Beispiel) und auch Filmkenner. Bei Rottentomatoes ist es etwas anders. Der "Tomatometer"-Wert ergibt sich anhand einer Auswertung von Filmkritiken und alles über 60% wird als "fresh" (also frisch im Sinne von unverdorben) gewertet, alles darunter wird als "rotten" (verdorben) bewertet.

Welche Beweggründe auch immer hinter einem Remake stehen, so sollte man doch folgende Punkte getrennt betrachten:

  • Was ist die Hauptaussage, die rüber kommt und hat diese sich vielleicht geändert?
  • In wie fern spiegelt der Film (Original/Klassiker und auch das Remake) die Zeit seiner Produktion wider?
  • Funktioniert der Film? Also reißen die Story und Charaktere einen mit, erlebt man den Film?
  • Bringt die Neuverfilmung etwas dazu?

Nun also zum heutigen Beitrag:



Zunächst einmal die Eckdaten der beiden Varianten:

Worum geht's für die, die keinen der Filme gesehen haben?

RoboCop spielt in einer nicht näher benannten Zukunft. Die Polizei ist von der schieren Übermacht der Verbrecher überlastet und "Recht & Ordnung" wird durch Geld bestimmt (sei es direkte Korruption oder Einflussnahme auf anderen Ebenen). Alex Murphy, aufrichtiger Polizist und Familienmensch wird tödlich verwundet und durch die Verletzungen verstümmelt. Er wird Dank der Robotertechnik der Zeit zu RoboCop. Eine Mensch-Maschine. Mit einem derartigen "Upgrade" geht er nun auf Verbrecherjagd. Für die Mächtigen zum Leidwesen, kommt er dabei hinter die düsteren Machenschaften und löst - gemäß und gleichzeitig entgegen seiner Programmierung - auch dieses Verbrechen. Soweit die Story. Nun zum "Vergleich".


Da ab hier tacheles geschrieben wird, Spoileralarm! Es sind zwar zwei "Standard-Action-Filme", ohne überraschende Wendungen, aber denoch - nur damit ihr Bescheid wisst.

+++ Spoileralarm +++ Spoileralarm +++


Beide Filme sind auch eine Abrechnung auf die aktuelle (Medien-)Kultur in Amerika. Während die 1987er Version mit Seitenhieben auf die Konsumgesellschaft aufwartet, zeigt sich in der 2014er Version die Terrorismusangst und das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung. Was meine ich damit? Also:

1987: Einblender einer "Nachrichtensendung" ("Mediabreaks - You give us three minutes and we'll give you the world") fungieren als Exposition. Diese Einblender geben dem Zuschauer einen Einblick in die gesamtpolitische Situation der Zeit, in welcher RoboCop spielt. Gleichzeitig findet eine satirische Abrechnung mit der realen Gesellschaft der spät-80er statt. Die Sprecher sind top gestyled und verkünden mit breitem Grinsen die schlimmen und grausigen Nachrichten. Unterbrochen werden die News durch Werbeeinblendungen, die wiederum die Konsumgesellschaft aufs Korn nehmen.


2014: Auch hier wird die Situation über eine Fernseh-Sendung dargestellt. Das "Novak-Element" kommt als aufklärende und aufdeckende, wissensvermittelnde Sendung daher, möchte jedoch den Zuschauer und seine Meinung nicht einmal allzu verdeckt manipulieren. Ein (wie eigentlich immer) genialer Samuel L. Jackson erklärt so den Zuschauern die Vorteile von Robotern bei Polizeieinsätzen und das die Gegner dieser Entwicklung doch "Weicheier" sind.
Der Unterschied ist: Die 1987er Version zeigt die Abrechnung mit der Gesellschaft deutlicher, und auch an vielen anderen Stellen im Film. Padilha (Regie, 2014er Version) hat sich entschieden mit der Kritik dezenter vorzugehen. Bei ihm, so scheint es, steht die Menschlichkeit seines Protagonisten im Fokus. Die Kritik an pseudo-wissenschaftlichen Sendungen und der manipulativen Macht der Medien hält sich da doch im Hintergrund.


Die Polizei ist in beiden Filmen überfordert von der Realität "da draußen", dort wo Gewalt regiert.

1987: Die von Omnicorp (privater Konzern, Herrsteller von so ziemlich Allem) angestellten und ausgestatteten Polizisten sind überarbeitet, schlecht ausgestattet und grundsätzlich den Verbrechern unterlegen. Da sie keine Staats-/Landesbediensteten (mehr) sind, wird immer wieder der Ruf nach einem Streik laut. Der Tod von Kollegen - so schrecklich das auch ist - wird bereits routiniert verarbeitet. In dieser Zeit möchte Omnicorp zur Unterstützung "ihrer" Truppen Roboter einsetzen. Doch eine Vorführung die schrecklich "in die Hose geht" (ein Vorstandsmitglied wird dabei getötet) setzt diese Pläne erst mal wieder auf Eis. Der Entwickler kommt so auf die Idee die Robotertechnik mit einem menschlichen Äußeren zu verbinden.



2014: Roboter sind bereits im Ausland vielfältig im Einsatz - als Unterstützung in Krisengebieten (zu sehen ist eine Szene aus Bagdad) und ein Einsatz von Robotern in den USA wird im Senat diskutiert. (Es steht eine "Bill" (Anordnung) im Raum, welche den Einsatz von Robotern weiterhin untersagt). Viele Kritiker haben Skrupel, Roboter als Polizisten einzusetzen, da diese Maschinen eben keine Skrupel hat. Man kommt also auf den Gedanken, einen Menschen mit einem Roboter zu vereinen, damit man ein denkendes und fühlendes Moment in der Maschine weiß. Die Polizei hingegen ist mehr oder weniger "offiziell" in den Lohntaschen von mafiösen Banden und Großkonzernen, derart ausgeklügelt ist die Korruption in diesem dystopischen Detroit.

RoboCop selbst....

1987: Alex Murphy ist frisch ins Revier versetzt. Bei einem Routine-Einsatz auf einem verlassenen Fabrikgelände stellt er sich dem Drahtzieher einer Gangsterbande entgegen und wird dafür nieder geschossen und ist klinisch tot. Er hat zwar eine Frau und einen Sohn, aber die werden nach seinem Tod wegkomplementiert und treten auch nur in wenigen Rückblenden in Erscheinung. Sein Körper wird von Omnicorp übernommen (gemäß einer Vereinbarung mit seinem Arbeitgeber, die er bei Arbeitseintritt unterzeichnet hat) und sein Gesicht und teile seines Bewusstseins in einen humanoid erscheinenden Roboter transplantiert. Er hat keine Erinnerungen mehr und es gibt "Alex Murphy" quasi nicht mehr. Erst im Laufe der Zeit erkennt ihn seine Ex-Partnerin wieder (er hatte als Mensch die Angewohnheit, seine Pistole zu wirbeln und dann wegzustecken, diese hat RoboCop auch) und durch sie erlangt er ein paar Erinnerungen wieder und beginnt seine Mörder zu jagen.

2014: Alex Murphy ist schon länger im Revier, hat einen festen Partner der bei einem Einsatz angeschossen wird. Wir lernen sogar seine Familie kennen. Obwohl man ihm sagt, er solle einen Gangsterboss nicht weiter verfolgen, ist ihm "Recht und Ordnung" zu wichtig und er macht sich damit Feinde. Diese Feinde platzieren eine Bombe an seinem Auto, die, als sie hochgeht, ihn lebensgefährlich verletzt und verstümmelt. Anders als im Original wird Murphy am Leben erhalten und seine Frau genehmigt die mechatronischen Eingriffe, um ihren Mann zu retten. Ihre Hintergedanken sind, dass er weiterhin bei ihr und dem Sohn bleiben kann. Die Machenschaften dahinter wollen einen "Roboter mit Gewissen" erschaffen. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase wird RoboCop erfolgreich der Öffentlichkeit vorgestellt und auch hier beginnt Murphy, dass an ihm verübte Verbrechen aufzuklären.


Jede Maschine braucht einen Notstopper...

1987: RoboCop werden 3 Direktiven einprogrammiert:
  1. "Serve the public trust" ("Dem Allgemeinwohl dienen")
  2. "Protect the innocent" ("Die Unschuldigen schützen")
  3. "Uphold the law" ("Das Gesetz aufrecht erhalten")

Diese sollen verhindern, dass er unkontrolliert mordet. Ihm wurde noch eine geheime vierte Direktive einprogrammiert: "Never Oppose an Omnicorp Officer" ("Niemals einem Mitarbeiter von Omnicorp zu wider handeln"). Dieser Schutzmechanismus verhindert, dass RoboCop die Schuldigen hinter seinem eigenen Tod zur Strecke bringt.
2014: Neben dem menschlichen Urteilsvermögen, dass noch in Ansätzen in RoboCop verblieben ist, wurde auch hier ein Notstopper eingebaut. Menschen mit einem "Red-Asset"-Armband sind gleichzusetzen mit Unschuldigen und somit kann RoboCop diese nicht verletzen. Natürlich schützt sich der Drahtzieher hinter allem mit diesem Armband vor dem Rachefeldzug Alex Murphys.

Der große Unterschied ist...

... dass im Remake Alex Murphy sehr wohl noch weiß, wer er ist. Er braucht zunächst einige Zeit, um sich mit der neuen Situation anzufreunden. Ich hatte das Gefühl, dass hier die Frage im Raum stand: Wo ist der Beginn und das Ende von Menschlichkeit? Inwieweit kann eine Maschine ein Mensch oder ein Mensch eine Maschine sein. Doch leider geht der Film nicht weit genug, um diese Frage anzugehen. Die Frage steht quasi unkommentiert im Raum, aber er bietet auch keine Ansätze für Antwortmöglichkeiten vor. (Dass wir keine abschließende Antwort erhalten KÖNNEN ist mir klar, doch so wirkt er 'philosophischer' als er ist...IMHO)


Im Originalfilm von 1987 erlangt er erst mit der Zeit ein wenig seiner Erinnerungen wieder und zweifelt auch nie an seinem Selbst. Die Frage nach seiner Menschlichkeit stellt sich nie. Hier steht die Kritik an der Konsumgesellschaft, an (über-)mächtigen Konzernen und der Verderbtheit der Machthungrigen im Vordergrund. Das löst das Original dann auch mit einem Augenzwinkern, als am Ende der Verantwortliche zunächst als Vorstandmitglied von Omnicorp durch die 4. Direktive geschützt wird, er dann aber von seinem Boss gefeuert und damit der Schutz aufgehoben wird.

Meine Wertung:

RoboCop 1987 - 8/10 Punkten, weil es ein solider, handwerklich gut gemachter Actionfilm ist, mit einer Gesellschaftskritik die (leider) noch heute greift. Die Tricktechnik ist (natürlich) in die Jahre gekommen, aber trotzdem erstaunlich gut - selbst nach heutigen Standards.

RoboCop 2014 - 6,5/10 Punkten, weil auch hier: solides Popcornkino mit Unterhaltungsfaktor, aber leider geht der Film nicht weit genug. Er will zu sehr gefallen und wird damit zu seicht...

>> Was meint ihr dazu? Stimmt ihr mir zu? Oder findet ihr, ich habe unrecht? Bin für jede Meinung und Kritik dankbar! <<

Bis nächste Woche, dann mit "Prison Break" Staffel 1-4 mit meiner Prognose für Staffel 5!
Der nächste Klassiker vs. Remake-Beitrag am 2.11. wird sich mit "Total Recall" beschäftigen.

Ansonsten: Wenn ihr Wünsche habt für die KvR-Reihe oder auch für die anderen Reviews: bin für fast alles zu haben!

Bis dahin,
eure McHeidy

Bildquellen:
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https://fanart.tv/fanart/movies/5548/moviebanner/robocop-5300eb8b8d687.jpg

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